Am 28. September ist Wahltag in Bayern. Über 9 Millionen Wahlberechtigte werden aufgefordert sein, ihre Landesregierung für die nächsten 5 Jahre zu bestimmen. Unken könnten vermuten, dass es mit jenem 28. September zu tun hat, dass Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (auf dem Bild zur rechten) das Thema “Killerspiele” in diesen Tagen wieder ins Gespräch bringt – oder dies zumindest versucht. Geschehen ist dies jüngst in Form einer erneuten Forderung nach einem völligen Verbot von Killerspielen und damit verbundenen Strafen für Herstellung, Vertrieb und Benutzung.
Diese Forderung erhielt nun eine recht scharfe Reaktion – und zwar vom deutschen Kulturrat, dem Dachverband der diversen kulturschaffenden Berufsverbänden Deutschlands. Seit Mitte August gehört auch GAME, der Bundesverband der Entwickler von Computerspielen zum Kulturrat. Mit dem Beitrtt untermaurte einerseits die Branche ihren Anspruch als kulturschaffende Industrie anderen etablierten Branchen gleichgestellt und ebenfalls als Teil der – nicht nur deutschen – Kultur betrachtet zu werden. Durch die Aufnahme des Bundesverbandes GAME zeigte aber auch der Kulturrat seine Wertschätzung gegenüber der Branche.

Olaf Zimmermann, Vorsitzender des Kulturrates, hatte bereits im August 2007, anlässlich der damaligen Games Convention, mit einem klaren Plädoyer einiges an verbalem Sperrfeuer auf sich gelenkt, als er gefordert hatte, die Kunst- und Kulturfreiheit müsse auch für die von vielen als “Schund” betrachteten Videospiele gelten. Dies würde für die Branche enorme Freiheiten bedeuten, die vor in erster Linie nur noch im immer wieder kritischen Jugendschutz Einschränkungen fänden. Gut ein Jahr später nun äußert sich jener Olaf Zimmermann erneut heftig zum Thema, wie eingangs erwähnt auf die erneuerten Verbotsforderungen aus dem bayerischen Innenministerium.

Zimmermann betonte nun, dass zwischen Politik und den Verbänden Einigkeit darüber bestanden hätte, dass man Zeit und Energie besser in die “Ausbildung von Medienkompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen” investieren solle, anstatt sich in endlosen Debatten über Verbote und Strafen zu verlieren, welche in Zeiten des Internets ohnehin schwer umsetzbar wären. Auch die Prämierung guter und pädagogisch wertvoller Computerspiele habe seiner Ansicht nach zwischen Politik und Verbänden eine höhere Wertschätzung genossen als diese Debatte.
Er verweist in diesem Zusammenhang auf den geplanten Deutschen Computerspielepreis der Bundesregierung und darauf, dass sich die Bayerische Landesregierung für München als Veranstaltungsort der Preisverleihung sehr stark einsetze. Unter diesem Gesichtspunkt sei “die Forderung nach dem Verbot von Computerspielen ein schlechter bayerischer Running Gag in Wahlkampfzeiten”.

Bezeichnend ist, dass auch in der CSU und CDU alles andere als Einigkeit zum Thema herrscht. Eine Gruppe jüngerer Bundestagsabgeordneter sprach sich deutlich gegen die Verbotsforderung des bayerischen Innenministers aus, darunter die CSU-Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär, Philipp Mißfelder, Vorsitzender der Jungen Union Marco Wanderwitz, seines Zeichens Chef der Jungen Gruppe der Union im Bundestag. Alle forderten in Berlin eine Abkehr von der Verbotsidee und eine Hinwendung zu mehr Aufklärung. Auch diese Gruppe betrachtet die Umsetzung eines Verbots beziehungsweise die illegale Verbreitung und Nutzung der Spiele als extrem problematisch und betonte, dass dies kaum im Interesse des bayerischen Innenministers sein könne. Auch fiel der Hinweis, dass die Computerspiel-Industrie eine Wachstumsbranche sei, die nicht “an den Pranger” gestellt werden sollte.Darüber hinaus sei niemandem damit gedient, “Computerspiele für schlechte Schulische Leistungen und Gewaltausbrüche verantwortlich zu machen”, da dies einen ganzen Wirtschaftszweig pauschal veruteile.


Erstveröffentlichung 05.09.2008 09:02 auf figh7club.com