Wenn einem die Kugel um die Ohren fliegen, Granaten explodieren und über einem die Triebwerke fliegender Kriegsmaschinerie donnern, dann können manche Dinge auf der Strecke bleiben. Unter anderem die Höflichkeit. Das muss aber nicht sein, zumindest nicht wenn die Bedrohung nur virtuell ist.
Ein Plädoyer für gute Manieren auf dem virtuellen Schlachtfeld.
Das Q, Dein Freund und Helfer
Nicht nur dank der Sesam-Straße wissen wir, dass Buchstaben unsere Freunde sein können. In den Battlefield-Spielen ist unser bester Freund das Q. Wir können es drücken und dann beobachten wie unser virtuelles Alter Ego allerhand lustige Dinge brüllt. Mal ruft er einen Sanitäter, fordert Munition oder Unterstützung an oder bittet um eine Mitfahrgelegenheit. Er kann aber nicht nur freundlich, sondern auch im Befehlston und weist seine Kameraden dann etwa an, ihm zu folgen oder sich doch endlich von der Stelle zu bewältigen. Auch Befehle verweigern oder akzeptieren tut er bisweilen und ab und an, aber leider viel zu selten, menschelt es.
Für das “Menscheln” möchte diese Kolumne eine Lanze brechen, denn ihr Verfasser ist immer wieder erstaunt angesichts der mangelnden Kinderstube vieler Mitspieler.
Medic!
Der Blick auf die Minimap bestätigt, was die verzweifelten Rufe bestätigen: einen Kameraden hat’s erwischt. Verzweifelt liegt er so in der Gegend rum und ruft nach dem Sanitäter – also macht man sich auf den Weg. Defi gezückt, herangesprintet, hingekiet, gezapped und nichts wie weg, damit der Sniper einen nicht auch zum Patienten macht. Das Ergebnis sind eine nette Punktegutschrift und ein dankbarer Teamkamerad. Dankbar? Von wegen. Der zieht fröhlich seiner Wege als hätte nichts anderes als seine Willenskraft ihn vor der versauten Fragrate und 15 Sekunden Zwangspause bewahrt.
Aber keine Zeit sich darüber zu ärgern, denn von anderswo ertönen schon wieder die Rufe nach nem Sanitäter. Den Kameraden hat’s zwar ziemlich erwischt, aber er hält sich immerhin noch tapfer auf den Füßen. Doch ihm kann geholfen werden – wozu hat man schließlich sein universelles Medipack dabei, das man ihm auch prompt vor die Füße wirft. Wieder warten Punktegutschrift und ein auf ewig dankbarer Kamerad. Denkste! Der ist ohne ein weiteres Wort um die Ecke verschwunden, irgendwo gilt es wohl eine Claymore oder APM zu platzieren.
Von diesen Gedanken erlöst einen dann der in diesem Augenblick um die Ecke kommende Gegner.
Requesting supplies!
Genug mit dem sich aufopfernden Dasein eines Feldsanitäters, jetzt organisieren wir uns was mit mehr Bumms. Der Supporter soll es sein, das wandelnde Munitionslager. Das leichte MG geschultert kommt unser Supporter schon kurz nach dem Spawn an ein paar Kameraden vorbei, die mit ihren Handgranaten ein fröhliches Bombardment einer gegnerischen Stellung aufgenommen haben. Bevor unsern Jungs die Munition ausgeht, lassen wir sie aus dem reichhaltigen Vorrat schöpfen – und ziehen ein weiteres Mal ohne ein Wort des Dankes von dannen. Unterwegs begegnet uns der aktuelle Schützenkönig, der es unterlassen hat, zwischenzeitlich zu sterben oder sich die Ausrüstung eines gefallenen Gegners zu besorgen und jetzt mit den letzten Kugeln seines Gewehrs darauf hofft, letzteren anstatt des ersteren Fehlers korrigieren zu können. Nur zu gern helfen wir ihm aus der Patsche und ersparen ihm, sich mit Messer und Pistole zur Wehr setzen zu müssen. Doch selbstverständlich lässt der König sich nicht herab, dem gemeinen Volk für seine Dienste zu danken und so sollte unser Supporter wohl sogar dankbar sein, nicht noch einen Fusstritt mit auf den Weg bekommen zu haben, während der Schützenkönig sich aufmacht, weiter Angst und Schrecken zu verbreiten.
Das gute alte “Danke” scheint mittlerweile eine aussterbende Art auf Battlefield-Servern zu sein. Obwohl DICE es wirklich einfach gemacht hat, nutzen scheinbar immer weniger Spieler diese simple Möglichkeit, sich zwischendurch mal beim Kollegen zu bedanken und damit Teamgefühl und Teamplay zu fördern. Schade, denn so müsste es ganz und gar nicht sein und es ist wirklich ganz einfach: standardmäßig führen die Taste “Q” auf der Tastatur und eine leicht nach links unten geführte Maus dazu, dass euer virtuelles Alter Ego dem Mitspieler für seine Unterstützung dankt. Einfach mal ausprobieren, es gelingt meist ohne viel Übung.
Sehen, erleben, verstehen
Nein, es ist eben nicht selbstverständlich, dass der Medic wieder zurückhetzt, um einen am Hügel gestolperten Kameraden wiederzubeleben, während sein eigenes Squad bereits weiterzieht. Nein, es ist eben nicht selbstverständlich, dass der Supporter einem die Munition übers halbe Schlachtfeld hinterbringt. Ja, natürlich bringen diese Aktionen Punkte und natürlich ist es der Zweck der Klassen, diese oder jene Unterstützungsaktion auszuführen. Aber deswegen sind bestimmte Dinge noch lange nicht selbstverständlich.
Deshalb: zeigt, dass ihr verstanden habt, was der andere für euch getan hat, zeigt, dass ihr den Einsatz honoriert und schätzt. Zwischendurch einfach mal “Danke” sagen. Schadet euch nicht, kostet euch nichts und könnte den anderen motivieren, auch beim nächsten Mal euretwegen einen Umweg in Kauf zu nehmen.