China, vor über 2000 Jahren: Das Reich ist in sieben Teile gespalten. Krieg und Terror herrschen zwischen den einzelnen Königreichen.
Der König von Qin erweist sich als der stärkste und ruchloseste, weshalb ihm seine Widersacher nach dem Leben trachten.
Die größte Gefahr für ihn stellen die drei Attentäter Weiter Himmel (Donnie Yen), Zerbrochenes Schwert (Tony Leung Chiu-Wai) und Fliegender Schnee (Maggie Cheung Man-Yuk) dar. Selbst nach über 10 Jahren gibt es in diesem Konflikt noch keine Entscheidung, bis der geheimnisvolle namenlose Held (Jet Li) plötzlich mit einer unglaublichen Botschaft im Palast des Königs von Qin erscheint.

Ist Hero “nur ein weiterer Martial-Arts-Film”? Keinesfalls – und das aus mehreren Gründen. Yimou Zhang, der nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch für “Hero” schrieb, hatte jedenfalls anderes beabsichtigt und auch erreicht. Als langjähriger Fan von Martial-Arts-Literatur war es ihm eine Herzensangelegenheit, auch selbst etwas in dieser Richtung zu schreiben und zu verfilmen, dabei aber einen anderen Weg einzuschlagen, speziell was die Story angeht. Denn, so Zhang, in der traditionellen Martial-Arts-Literatur stünde quasi alles im Zeichen der Rache. “In meiner Geschichte ist das Ziel die Reduzierung von Gewalt. Das Motiv der Figuren ist die Sehnsucht danach, den Krieg zu beenden. In der Welt der wirklichen Martial-Arts-Helden hat das Herz einen weitaus größeren Stellenwert als das Schwert.” Soweit der O-Ton des Regisseurs über sein Erstlingswerk im Action-Genre.
Auch die Darsteller, insbesondere der durch seine durchaus kampfszenenlastigen Filme bekannte Jet Li und die elfenhafte Zhang Ziyi, waren sehr angetan davon, “mit dem Herzen und nicht mit den Fäusten” kommunizieren zu dürfen.

Parallel zur Haupthandlung, die sich natürlich um den namenlosen Helden und seine Suche nach und die Kämpfe mit den Attentätern dreht, gibt es nämlich auch noch die wunderschöne und tragische Liebesgeschichte zwischen Fliegender Schnee und Zerbrochenes Schwert, die durchaus “Romeo und Julia” in den Schatten stellt und hier dennoch eher dazu dient, den Charakteren Tiefe zu verleihen als einen Handlungsschwerpunkt zu setzen. Auch Zhang Ziyis Figur Leuchtender Mond darf sich an diesen romantischen Verstrickungen ein wenig beteiligen und verleiht damit der Story, zumindest phasenweise, eine gewisse zusätzliche Dramatik.

Eines der wiederkehrenden Motive des Films ist die Kalligrafie, sehr vereinfacht gesagt die Kunst des Schönschreibens. So bittet der namenlose Held Zerbrochenes Schwert, der sich wie auch Fliegender Schnee bis zur Meisterstufe damit beschäftigt hat, bei ihrer ersten Begegnung darum, zusätzlich zu den bereits neunzehn Zeichen für “Schwert” ein zusätzliches zu erschaffen. Kurz vor Schluss widmet Zerbrochenes Schwert dem Helden zwei weitere Schriftzeichen, die die Geschehnisse nachhaltig beeinflussen.
Warum ich die Kalligrafie überhaupt angesprochen habe, hat aber einen anderen Grund. Auch der Film ist wie Kalligrafie. Wunderschön anzusehen, ästhetisch ansprechend und ausgewogen.

Allein schon die drei Varianten der Begegnung zwischen dem Helden, Zerbrochenes Schwert und Fliegender Schnee vereinnahmen durch ihre Optik. Ganz in rot gehalten darf der Held eine erste Version der Geschehnisse erzählen, in kühlem blau präsentiert der König seine Sicht der Dinge und schließlich deckt der Held die Wahrheit auf – wobei Kostüme und Szenerie ganz in dezenten, größtenteils weißen Tönen gehalten sind. Grün ist die vierte Farbe im Bunde, die zum Tragen kommt, als Zerbrochenes Schwert von seiner Vergangenheit mit Fliegender Schnee und dem ersten Sturm auf den Königspalast berichtet. Die pompöse Inszenierung dieser Szenen, die wallenden Kostüme, die absolut perfekt abgestimmten Farben – all das weiß zu gefallen.

Die Actionsequenzen des Films haben es ohne Zweifel schwer, ihren Namen zu rechtfertigen. Vernünftiger ist da schon, sie schlicht “Kampfszenen” zu nennen – und als solche verstehen sie zu glänzen. Die Kämpfer schweben und springen, nutzen jeden Felsen, Baum und Wassertropfen auf kunstvollste Art zu ihrem Vorteil. Aber nicht nur die schönen Effekte sind es, die die Kampfszenen zu echten Hinguckern machen. Auch die Choreografie, die sicherlich an Komplexität manches Ballett in den Schatten stellt, ist schlicht überaus gelungen.

Dank absolut grandioser Special Effects muss sich “Hero” in dieser Hinsicht auch hinter Actionkrachern wie “Matrix” nicht verstecken. Neben den angesprochenen “Flugsequenzen” gibt es andere, überaus bemerkenswerte Effekte. So darf der geneigte Zuschauer im Film zwei Mal zusehen, wie ganze Wellen von Pfeilen der königlichen Bogenschützen sich ihren Weg zum Ziel suchen. Beeindruckend ist dies insbesondere in der Schlusssequenz gelöst, in der die Pfeile auf den Zuschauer zufliegen und aus dem Palasttor ein Nadelkissen machen. Das Muster, dass die Pfeile am Einschlagort hinterlassen, ist der perfekte Beginn des sehr melancholischen, schwermütigen und zugleich hoffnungsvollen Filmendes.

Die DVD enthält den Film in deutscher und original chinesischer (Mandarin) Tonspur, jeweils in Dolby Digital 5.1, den deutschen Ton zudem in DTS 5.1. Optional einblendbar sind deutsche Untertitel für Hörgeschädigte. Die gut 55 Minuten Bonusmaterial beinhalten Interviews und Biografien von Darstellern und Crew, ein englisches aber immerhin deutsch untertiteltes Making of, ein “Hero-Special”, sowie diverse Textinformationen, einen überaus interessanten Einblick in den historischen Hintergrund, Produktionsnotizen und eine Interpretation des Looks. Ausserdem liegt der DVD aus dem Hause Constantin ein achtseitiges Booklet bei, das u.a. einen historischen Abriss und Infos zur Crew liefert.

“Hero” ist eine in beeindruckenden Bildern inszenierte, fernöstliche Heldensaga, vielleicht könnte man es ein Märchen für Erwachsene nennen. Die Optik, der völlige Verzicht auf sinnlose Prügelorgien und die diversen Nebenschauplätze, insbesondere die angesprochene Liebesgeschichte, machen diesen Film für ein gänzlich anderes als das übliche, actioninteressierte Martial-Arts-Zielpublikum empfehlenswert. Tatsächlich ist es schwer, ein eindeutiges Zielpublikum festzulegen. Der Film ist überaus sehenswert, unabhängig von sonstigen Vorlieben.