Es scheint beinahe so, als hätte es einer Antwort gebraucht, als eine amerikanische Studie vor nicht mal zwei Wochen viel Gutes über Videospiele und ihre Konsumenten verlauten ließ. Wenig überraschend, dass das Sprachrohr der kritischen Reaktion darauf aus Bayern kommt. Werner Hopf hat das Zeug zur Reizfigur für Videospieler zu werden. Die Kompromisslosigkeit seines Standpunkts und seine Aussagen sind sicher nicht dazu gedacht, sich viele Freunde zu machen.

Zur Person

Dr. Werner Hopf ist Medienforscher und Schulpsychologe des Bereichs Oberbayern-Ost. In Rahmen dieser Tätigkeit hat er naturgemäß viel mit Kindern und Jugendlichen in potentiell problematischen Lebenssituationen zu tun.
Er gilt als einer der engagiertesten Verfechter eines völligen Verbots von Ego-Shootern und anderen Videospielen mit gewalttätigem Inhalt.

Aktuelle Forschung

In der aktuellen Ausgabe “Pubertät” der Zeitschrift GEO Wissen ist ein Artikel zu lesen, der sich mit den aktuellen Forschungen Dr. Hopfs beschäftigt.
In Zusammenarbeit mit der Uni Tübingen analysierte Hopf das Verhalten von 653 Schülern im Alter von 12 Jahren und später erneut mit 14 Jahren im Hinblick auf die Auswirkungen des Konsums der besagten Spiele.

Die Studie kommt dabei zum Ergebnis, dass der Konsum entsprechender Spiele der absolut vorrangige Einflussfaktor für gewalttätiges Verhalten Jugendlicher ist, egal ob es um körperliche, verbale oder psychische Gewalt wie Mobbing geht.
Unterstützung erhält die Studie dabei erneut aus den Vereinigten Staaten, wo der Aggressionsforschers Craig Anderson von der Iowa State University 2007 zu ähnlichen Ergebnissen kam. Hier war der Haupteinflussfaktor zwar die Mitgliedschaft in einer Gang, allerdings gilt dies als eher amerikanisches und bei uns (noch?) nicht verbreitetes Phänomen.

In der deutschen Studie ergaben sich weitere, nicht unbedingt erfreuliche Ergebnisse. So sollen unter anderem die Deutsch- und Englischkenntnisse der Jugendlichen massiv unter dem Konsum von Gewaltspielen leiden.

Im Rahmen der Veröffentlichung der Studienergebnisse gab Dr. Hopf der Augsburger Allgemeinen ein Interview, in welchem er einmal mehr seiner Forderung nach dem Verbot von Gewaltspielen Ausdruck verleiht.

“Mein Vorschlag ist, die Computer-Gewaltspiele zu verbieten. Es gibt keine andere Lösung. Die Verrohung, die dadurch entsteht, ist ja jetzt schon überall zu sehen.”

Auch der oft ins Spiel gebrachten Förderung der elterlichen Medienkompetenz räumt der Schulpsychologe wenig Erfolgsaussichten ein:

“Die Gegenseite sagt, dass man die Medienkompetenz der Schüler verbessern muss. Das ist pure Illusion und eine Lüge. 60 Prozent der deutschen Eltern kümmern sich überhaupt nicht um die Mediennutzung ihrer Kinder. Wie soll dann so etwas erreicht werden?”


Erstveröffentlichung 17.05.2008 06:16 auf figh7club.com